1965 gründete Fritz Egli seine Motorradgarage und schrieb bereits drei Jahre später mit dem Egli-Rahmen samt voluminösem Zentralrohr Schweizer Motorradgeschichte. Ab Mitte der 1970er Jahre pilgerten die Töff-Enthusiasten von nah und fern ins schweizerische Bettwil (AG), um ihre übermotorisierten japanischen Maschinen mit einem adäquaten Rahmen ausstatten zu lassen. Bis weit in die 1980er Jahre schrieb Fritz Egli seine Erfolgsstory weiter – dann wurde es ruhiger um die Schweizer Edelmotorradschmiede.
Eine Marke für die Zukunft
2015 übernahm Alexander Frei die Marke Egli und die gleichnamige Garage mit dem Ziel, neue Motorräder zu bauen und die Marke in die Zukunft zu tragen. Bereits das erste Modell – die «Egli Fritz W 1300» auf Basis eines 1300er Yamaha-Motors – heimste viel Lob in der Fachpresse ein. Nach einer Auflage von sechs Stück war allerdings Schluss. Verantwortlich dafür war eine Homologationsänderung von der Euro-3- auf die Euro-4-Norm. 2018 stand in Bettwil das Premierenmodell einer neuen Rennmaschine an. Auch das basiert auf einem Rahmen mit Zentralrohr und ist dem englischen Cafe-Racer-Look verpflichtet – wie so viele Egli-Maschinen. Entworfen wurde die Maschine mit neuester 3D-CAD-Software: SOLIDWORKS Premium. Ein logischer Schritt, wie Alexander Frei meint: «In der Vergangenheit sind viele Entwürfe nur als Skizzen archiviert worden, die immer wieder abgeändert wurden. Man konnte kaum mehr das Original nachvollziehen. Zudem haben wir erkannt, dass es sinnvoll und wirtschaftlich ist, Teile in einer Datenbank abzulegen, um sie bei Bedarf schnell und unkompliziert nachbauen zu können.» Dank der intuitiven Bedienung arbeitete sich das Team sehr schnell in die CAD-Thematik ein. Der Tipp, auf SOLIDWORKS zu setzen, kam von einem befreundeten Ingenieur, mit dem Alexander Frei seit seinen früheren Rennsporttagen im Rahmen der 24-Stunden-Rennen von Le Mans Kontakt hatte. «Er empfahl mir SOLIDWORKS unter anderem mit der Begründung, dass ein so kleines Unternehmen – mit vielen Bauteilen, aber geringen Stückzahlen – damit am besten fahren würde.»
Reizvolles Ersatzteilgeschäft
Ebenfalls hat das Geschäft mit Ersatzteilen für die neue Egli Motorradtechnik AG seinen Reiz. Und auch hier spielt SOLIDWORKS eine wichtige Rolle, bestätigt Alexander Frei: «Seit wir uns mit CAD beschäftigen, ist die Idee entstanden, sukzessive eine Art Oldtimer-Bibliothek aufzubauen. Also bestehende Bremshebel, Stummellenker, Rahmen oder sonstige Bauteile zu erfassen und zu archivieren.» Der Bedarf an Ersatzteilen für ältere Modelle sei auf jeden Fall vorhanden, und dank SOLIDWORKS sei es kein Problem, aus alten Zeichnungen oder Vorlagen neue CAD-Daten zu generieren.
Noch mehr Effizienz dank Simulation
Bei der Neukonstruktion von Egli-Rahmen, basierend auf zugekauften Motoren, spielt SOLIDWORKS heute eine ganz zentrale Rolle. «Mithilfe der Software haben wir bereits einige Rahmen neu konstruiert und an Geschwindigkeit bei der Fertigung zugelegt. So können wir jetzt beispielsweise Schweisstische viel schneller einrichten, da die Teile bereits fixfertig vermasst sind», so Jan Engel, Rennmechaniker und Konstrukteur bei Egli. Eine neue Konstruktion kann zudem deshalb schneller umgesetzt werden, weil das im Premium-Paket enthaltene Simulationsprogramm eine sogenannte lineare Spannungsanalyse umfasst. So können Spannungen und Verformungen der Geometrie durch äussere Einflüsse wie Kraft, Druck oder Beschleunigung noch in der Konstruktionsphase verifiziert werden. «Die Beurteilung von Bauteilfestigkeiten lief früher oft nach dem Trial-and-Error-Verfahren, war also nur im praktischen Test möglich oder bei Rennen, wenn ein Teil versagte», bemerkt Alexander Frei dazu. «Jetzt können wir testen, ob die Konstruktion etwas taugt, ohne dass ein Rahmen zu Bruch geht.» Welchen Stellenwert SOLIDWORKS mittlerweile für die Neukonstruktion von Egli-Motorrädern einnimmt, zeigt auch das Beispiel Hinterradschwinge und Dämpfungselement. «Die Dämpfungscharakteristik ist für die Fahreigenschaft eines Motorrads ein entscheidendes Moment», erklärt Frei. Das Problem dabei: Dämpfer und Schwinge müssen so aufeinander abgestimmt sein, dass die Schwinge in einem maximalen Arbeitsbereich agieren kann. «Ohne Simulation kann man eigentlich nur über permanentes Versuchen das optimale Resultat finden. Denn es gibt sehr viele Möglichkeiten, den Anlenkpunkt der Schwinge zu verändern. Da schweisst man ewig, bis man das richtige Ergebnis trifft.» Inzwischen genügen ein paar Mausklicks.
Hervorragende Betreuung
Aber nicht nur für SOLIDWORKS, sondern auch für die Betreuung durch Solid Solutions ist das Team von Egli Motorcycles voll des Lobes. Die Begleitung sei top gewesen und der YouTube-Kanal des Systemhauses sei gemäss Jan Engel immer einen Besuch wert: «Bei den selbst gedrehten Videos von Solid Solutions bin ich sehr nahe am Geschehen und kann die gezeigten Tipps und Tricks sofort für meine eigene Arbeit einsetzen.»